Symptome und Verläufe

Stadien spiritueller Krisen

 

Hier meinen wir, wie im vorigen Kapitel beschrieben, im wesentlichen die Krisen, die von außergewöhnlichen Bewusstseinserfahrungen und - zuständen ausgehen oder dies beinhalten und  vom Betroffenen nicht oder nur unzureichend integriert werden können. In den traditionellen östlichen Weisheitslehren war und ist es im übrigen wohl selbstverständlich, dass die Schüler in solchen Prozessen lange vorbereitet und eng von erfahrenen Lehrern begleitet werden.

 

Wer eine solche Krise erlebt, wird nicht nur nach Hilfe und Unterstützung suchen, sondern auch nach einer Erklärung dafür, was ihm da widerfährt. Er wird den Sinn dahinter erfahren wollen. 

 

Es folgt eine grobe Übersicht über den typischen Verlauf einer Krise und was in welcher Phase hilft. Keine zwei Menschen und Prozesse gleichen einander, dennoch glauben wir, dass es hilfreich ist, einen typischen dreiphasigen Verlauf zu skizzieren und damit etwas mehr Klarheit zu schaffen.

Frühe Stadien 

 

werden oft übersehen, es sei denn jemand hat schon Erfahrungen mit früheren Krisen. Dabei besteht in dieser Phase die große Chance mit relativ einfachen Mittel gegenzusteuern. Typische Signale sind:

 

  • kein Hungergefühl zu haben oder nicht essen zu wollen,
  • nicht schlafen können oder wollen,
  • sich energetisch stark aufgeladen fühlen,
  • immer auf Achse sein wollen, ständig unternehmungslustig sein,
  • in allem einen tieferen Sinn oder Bedeutung sehen,
  • religiöse Ideen oder voller spiritueller Empfindungen sein,
  • wie besessen sein von Dingen oder Ideen,
  • überschnelles Sprechen und überdreht sein,
  • übermäßig selbst-bezogen werden, dabei aber immer weniger Selbstwahrnehmung haben,
  • andere Menschen werden in Deiner Gegenwart unruhig und irritiert,
  • allgemeine Hypersensitivität,
  • Angst- und Panikattacken,
  • sich entfremdet und durcheinander fühlen,
  • sich deprimiert fühlen und den Lebenssinn verlieren,
  • ein Gefühl von Überschwemmt-werden von Innen (Emotionen, Bilder, Gedanken) sowie von Außen, (Eindrücke, Wahrnehmungen, Reize, Empfindungen) entsteht, welches nicht mehr geordnet werden kann.


In solchen Phasen ist unser Urteilsvermögen oft beeinträchtigt.

  • Wenn wir uns so sehr nach Antworten und Lösungen sehnen, sind wir oft verletzlich, machen uns abhängig von Ideen und ziehen allzu schnell Schlussfolgerungen. In der Phase in der alles Bedeutung bekommt, sind wir leicht zu beeinflussen, lassen wir uns von Dogmen und Ideen vereinnahmen. Ein guter Therapeut hingegen, wird immer unsere Autonomie und Eigenständigkeit fördern und über fachliche Qualifikation und professionelle Zulassung verfügen.

 

Diese Signale sollten als Hinweis verstanden werden, es langsamer angehen zu lassen.

  • Reduziere die Anforderungen, die Du an Dich stellst, vermeide Stress und Zeitdruck, nimm Dir viel Zeit und Raum für Dich und spreche mit verständigen Freunden und Angehörigen. Achte darauf, Dich nicht von neuen großartigen Ideen oder Unternehmungen davon tragen zu lassen. Mach langsam, sei behutsam mit Dir.

 

Zum behutsamen Umgang gehört, dass Du Dir therapeutische Hilfe suchst.  

  • Ein guter Zuhörer, nicht unbedingt ein Therapeut, der jedoch unvoreingenommen hört und bezeugt, was Du zu berichten hast, kann von großem Wert sein. In dieser turbulenten Phase kann der Drang nach tiefgehenden Erfahrungen und Antworten so groß sein, dass Du Dich von Deiner Mitte und sicheren Basis weiter entfernt, als es gut ist. Umso wichtiger ist es, von einem mitfühlenden Menschen gesehen und geerdet zu werden. 

 

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Selbstbeurteilungsbogen der Psychiatrie Reichenau
Ein Fragebogen um die eigenen Beschwerden und Symptome besser einschätzen zu können.
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Patienten Checkliste Spirituelle Krisen
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Mitte der Krise

 

Krisenmanagement: Körper, Seele und Geist zusammenhalten

 

In dieser Phase wird es schwierig an einer gemeinsamen Realität dran zu bleiben, das ist jedoch die Aufgabe!

Es ist enorm wichtig an beiden Realitäten festzuhalten, und nicht zu sehr in das übersinnlich/psychotische (transluminale) Erleben hinein gezogen zu werden. Erdende Dinge und Aktivitäten sind entscheidend:  Essen, Aktivitäten, Menschen, darauf kommt es an.

 

Tiefergehende explorative Therapien sind hier nicht hilfreich, sondern können die Situation verschlechtern. Praktische Hilfe und Menschen in Deiner Nähe zu haben, ist wichtig.

Es besteht die Gefahr, den Kontakt zur Normalität und physischen Realität zu verlieren, inklusive dem Wissen um Grenzen und Gefahren. Das kann zu riskantem Verhalten führen, mit allen seinen Folgen. Spätestens wenn echte Gefahrensituationen für einen selbst oder andere entstehen, spielen die Institutionen unseres Gesundheitswesen eine wichtige Rolle. Ein weiterer Grund also, mit einem Bein in der gemeinsamen Realtität zu bleiben - und sich ein gutes Unterstützerteam zu sichern.

Wiedereinstieg und Reintegration

 

Im Erlebten und Durchgemachten einen Sinn erkennen

 

Auch hier gilt es zu aller erst, gut mit Dir umzugehen und die Anforderungen und Dinge des Lebens allmählich wieder aufzunehmen.

 

Das Erfahrene zu begreifen und in Deine neue Lebensphase zu integrieren, kann einige Zeit dauern. An diesem Punkt ist wiederum ein guter Therapeut Gold wert.

 

Siehe auch Wo finde ich Hilfe?